Tel Aviv statt Auschwitz

Diesen Sommer ist es wieder soweit, die Fußball-EM wird Millionen Deutsche vor den Fernseher locken und die Voraussetzungen für ein einmaliges Fußballmärchen könnten nicht besser sein.

Sommer, Sonne, Bier, Auschwitz…

Kein geringerer als der ZdJ-Vorsitzende Dieter Graumann äußerte nämlich den bescheidenen Wunsch, die deutsche Nationalmannschaft möge doch dem ehemaligen KZ und der jetzigen Gedenkstätte Auschwitz einen Besuch abstatten. Einen Nicht-Besuch könne er sich bei bestem Willen nicht vorstellen.

Einige von Ihnen sind sicherlich deutscher Abstammung und werden Herrn Graumann nicht widersprechen können. Ich bin von dieser historischen Last gänzlich frei und erwidere Herrn Graumanns Auschwitz-Wahn mit einigen – Ihnen berechtigterweise sehr makaber erscheinenden – Vorschlägen.

Vielleicht sollte das Nationalteam auf dem Lagergelände eine Runde kicken oder in Güterzügen nach Polen fahren. Und wie wäre es mit einer Judenquote für das Team?  Poldi und Schweini raus, Rabinowitz und Mendelsohn rein.

Immer, wenn Ich Henryk Broders Meinung zu Auschwitz las, hatte Ich ein schlechtes Gefühl. Meist stimmte Ich mit ihm überein, konnte Provokationen nachvollziehen und fand Pointen angebracht und witzig. Aber bei Auschwitz schien mir eine Grenze überschritten worden zu sein. Er schrieb, man sollte das Lager zerbomben, weil es sonst zu einem Rummelplatz für Horror-Fans verkomme. Ich wollte es als Erinnerung behalten, ohne jemals dagewesen zu sein (und Ich habe es auch nicht vor).

Diese Lager sind doch schließlich Beweisstücke eines grauenhaften Verbrechens. Wäre es nicht falsch, sie von der Landkarte und womöglich auch aus dem Gedächtnis zu tilgen?

Doch dann kam Dieter Graumann, forderte die deutschen Fußballer zu einer Auschwitzreise auf und mir wurde schlecht; plötzlich verstand Ich Broder.

Will Ich deutschen Fußballern den Spaß verderben, weil vor 70 Jahren gemordet wurde? Will Ich den Holocaust instrumentalisieren, um den historischen Zeigefinger schwingen zu können? Soll der Holocaust das sein, womit man mich assoziieren soll?

Ich war nicht in Auschwitz, Treblinka oder Theresienstadt. Ich war in Tel Aviv.

Wozu also all diese Gedenkstätten und Mahnmäler? Sie fördern das Bild des Opferjuden, dem das Klischee des krummnasigen, langfingrigen Wucherers gewichen ist. Bei Erwähnung des Begriffes ‚Jude‘ schluckt und stutzt man, schaut betroffen, als hätten wir Mai 1945.                                                                                                                                              Haben wir aber nicht und der absolute Großteil der Juden lebt auch nicht einzig von der Erinnerung an den Holocaust und dessen Verarbeitung.

Dachte man früher, dass die Juden Rattengift ins Grundwasser schütteten, so glaubt man jetzt, die Juden würden milde trauernd beisammen sitzen, Gedichte vernichteter Poeten rezitieren, jede Viertelstunde eine Schweigeminute halten und bei der Erwähnung der Wörter ‚Zug‘, ‚Schäferhund‘, ‚Nummer‘ oder ‚Stern‘ in Tränen ausbrechen.

Dem ist nicht so. Junge Juden besprechen nicht Auschwitz, sondern die nächste Birthright-Reise nach Israel und wundern sich nicht über historischen Antisemitismus, sondern als Freundschaft getarnte Israelkritik. Sie wollen nicht als ewige Opfer dastehen, zu denen beide Seiten sie machen.

Nach dem Abitur ging Ich nicht nach Auschwitz, um die Erinnerung zu bewahren, sondern nach Tel Aviv, um Israel zu helfen.

Wenn es etwas zu hüten gilt, dann ist es die sichere Existenz des jüdischen Staates, dessen Ziel die Verhinderung eines erneuten Holocausts ist. Dies scheint auch der Zentralrat der Juden nicht zu verstehen, der den Deutschen lieber einen Gedenktag nach dem anderen aufhalst, bis entweder deren Trauerfass überläuft und in Hass mündet oder erreicht wird, dass nur der tote Jude geschützt wird, während der Lebende  – guten Gewissens und in aller Freundschaft – in Grund und Boden ‚kritisiert‘ wird.

Ab einem gewissen Punkt sind Mahnmäler nur noch Ablenkung, genutzt von denen, die Mitleid, Empathie, Hilfsbereitschaft und Gerechtigkeitssinn in der Vergangenheit gelassen haben, um frei von moralischen Hindernissen in die Zukunft zu schreiten.

Anstatt Poldi und Co. nach Auschwitz zu schicken, wie wäre es mit einem Freundschaftsspiel in Tel Aviv?                                                                                                   Ohne auf die Tränendrüse zu drücken, sondern mit einem praktischen Nutzen: Kulturellem Austausch.

Disko statt Trauerfeier, leChaim statt Kranzniederlegung, Strand statt Yad Vashem.

Wir sind nicht Auschwitz, Herr Graumann. Wir sind Haifa, Jerusalem und Tel Aviv.

—————————————————————————————–

Was man mit Auschwitz machen sollte? Was halten Sie davon, das Lager von israelischen Kampfjets zerstören zu lassen um danach ordentlich zu feiern?

Über filipppiatov

Welcome! Check out my new blog www.gdlf.me It's for everyone who's into entrepreneurship, social media and food.
Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

21 Antworten zu Tel Aviv statt Auschwitz

  1. arprin schreibt:

    Es ist meiner Meinung nach nicht notwendig das Lager abzureißen aber man sollte diesen lächerlichen Tourismus einstellen.

    Ich habe eine Dokumentation von Yoav Shamir gesehen indem israelische Schulklassen Auschwitz besucht haben. Es war schrecklich.

    Einige Schüler hatten sogar schlechtes Gewissen weil sie nicht geweint haben. In Berlin spielen Schüler im Holocaust-Mahnmal verstecken. Klar ist die Geschichte wichtig, aber man sollte keine Jugendliche mit Auschwitzmelodramatik quälen.

  2. Dieter Dohmen schreibt:

    Lieber Filipp,
    super Artikel – aber ‚ich‘ schreibt man klein. Es ist genau andersherum als im Englischen, wo man you klein und I groß schreibt.
    Ich sag’s nur, weil’s arrogant aussieht, wenn man ‚ich‘ groß schreibt

    • De Es schreibt:

      Nun, ganz andersrum ist es auch nicht. Die Schreibweise „Du“ ist ja im Deutschen nicht zwingend. Leider wird man hierzulande (und das ist, find Ich, ( :-p ) eine typisch deutsche Eigenschaft) sehr schnell belehrt, was „man“ richtig macht oder schreibt und was falsch. Ich fand das „Ich“ jedenfalls sympatisch-frech.

      Danke für das hervorragende Artikel!

  3. filipppiatov schreibt:

    @Dieter: Danke, werde es beherzigen.

  4. Orthopaede schreibt:

    Die Auschwitz-Idee des ansonsten sehr vernünftigen Dr.Graumann, erschreckte mich damals gewaltig. Sie dürfte ziemlich kontraproduktiv sein. Ich hoffe, dass die Fußballer nicht hinfahren und für eventuelle Misserfolge andere Erklärungen finden, sonst wäre es tragisch.

  5. Karl Eduard schreibt:

    Mahnmale sollen mahnen. Sie sollen aufrufen, einen Moment innezuhalten und über das nachzudenken, zu dessen Erinnerung das Mahnmal errichtet wurde. Nun ist es aber leider so, daß in Deutschland das Mahnen an das „Singuläre Ereignis“ dem Vorgehen gleicht, bei dem man junge Hunde mit der Schnauze in ihren eigenen Kot drückt, damit sie stubenrein werden. Und das geschieht mindestens einmal in der Woche. Jedes nachgeborene Kind in Deutschland wird mit seiner Mordesschuld befrachtet und es immer und immer wieder in den Kot der Vergangenheit getaucht. Der, der das tut, kann bestimmt keine Liebe erwarten. Er erntet hündische Schmeichelei, Schwanzwedeln und das Warten auf die Gelegenheit, den, der diese Praxis ausübt einmal an der ungeschützten Kehle zu erwischen, um ihm in einem Augenblick die fortdauernden Demütigungen heimzuzahlen. Und um nichts anderes handelt es sich hier. Um fortdauernde Demütigungen. Entweder sind die Graumänner von den geistigen Gaben her zu dumm, daß sie nicht wissen, aus fortdauernder Demütigung erwächst keine Liebe. Oder es ist ihnen egal und sie tun es aus Lust an der Demütigung.

    Und jetzt einmal eine ganz andere Frage. Warum sollte sich irgendwer für den Bestand Tel Avivs einsetzen? Mal ganz nüchtern gefragt. Es verlangt ja auch niemand von uns, uns für das Existenzrecht Nairobis, New Yorks oder Murmansk starkzumachen? Wenn Israel ein ganz normaler, selbstbewußter Staat sein will, warum fordert es andere Staaten auf, für die Politik israelischer Politiker den Kopf hinzuhalten? Das ist nämlich ganz das Gegenteil von Selbständigkeit oder Selbstbewußtsein. Oder nicht? Ansonsten ist es nämlich völlig Wurscht, ob man sagt, Auschwitz, oder Tel Aviv – Ihr steht ewig in der Schuld. Aber Liebe, Liebe und Zuneigung kann man nicht erzwingen. Alte Bauernweisheit.

  6. Orthopaede schreibt:

    Die Wirkung der Mahnmale ist wichtig. Zumindest dann, wenn man sich aufrichtig und freiwillig mit dem Geschehenen auseinandersetzt und das taten hierzulande die Wenigsten. Das Erdulden einer solchen Veranstaltung nahm man auf sich, verinnerlichte das nicht und hoffte endlich mit dem „Judenknacks“ in Ruhe gelassen zu werden. Die Idee Graumanns ist deshalb unsinnig, weil er offensichtlich den Zahn der Zeit (noch) nicht erfasst hat: in Deutschland regiert schon lange keine Erinnerung und schon gar nicht die falsche, aufgesetzte Reue. In Deutschland regiert Antisemitismus der jungen muslimischen Immigrantenkindern, der leider auf einen sehr fruchtbaren Boden fällt. Ja: Israelkritik ist Antisemitismus, zumindest in der Art, wie sie vorgetragen wird. Die Beteiligung der deutschen Politiker an den unsäglichen Schiffs-Abenteuer-Reisen nach Gaza und dem jetzt geplanten Marsch auf Jerusalem sind zutiefst antisemitisch und gerade hier zeigt die Teilnehme -zum Beispiel- eines Prof. Paech (der sich sonst um Erinnerung an die tote Juden kümmert und zumindest noch kürzlich ein Mousepad mit Ghaddafi-Konterfei im Fernsehen benutzte), wie routinemäßig die jüngste Geschichte hierzulande bewältigt wurde. Nein, die deutsche Fußballer sollen nicht nach Auschwitz, weil sie sich das nicht verdient haben. Özil und Khudeira würden ohnehin krank werden und gerade ihre Anwesenheit wäre, wegen einer Signalwirkung auf Migrantenkinder, die Motoren des heutigen, virulenten Antisemitismus, bedeutsam. Die deutsche Mannschaft hätte wertvolle Zeit verloren und evtl. Misserfolge hätten dann einen Schuldigen (Graumann).
    Warum sollte sich irgendwer für Tel Aviv einsetzen? Zu einem, weil Tel Aviv durch Überlebende und deren Kinder zu einer der lieben- und lebenswertesten Metropole weltweit, gemacht wurde. Ihre Frage zeigt nur, dass Sie nichts verstanden haben: bitte: fahren Sie nie nach Auschwitz und nach Israel am besten ebenfalls nicht!

  7. [Aya] - [CO] schreibt:

    Ein echt starker Artikel, der mich an meine Schulzeit erinnert. Auch wir mussten damals im Rahmen des Unterrichts mehr oder weniger eine Zwangsfahrt nach Ravensbrück unternehmen, obwohl kein einziger Schüler daran Interesse hatte. Mindestens einmal im Jahr, wurde der Holocaust mit Projekttagen und ähnlichen Veranstaltungen thematisiert was meistens auf wenig Beteiligung bei der jungen Generation stieß und ich denke, das sagt doch alles.

    Ständig auf eine verjährte Schuld hinzuweisen, die wir uns als Deutsche angeblich aufgeladen haben bewirkt doch nur das Gegenteil. Man wird dem Thema überdrüssig, wendet sich ab und vergisst…

  8. Orthopaede schreibt:

    Nein, man vergisst keineswegs. Die Rache kommt umgehend, als Israelkritik.

  9. Matthias Zinke schreibt:

    @ karl eduard

    wir sollten uns für tel aviv einsetzen, weil es in einem kleinen, freien und demokratischen land liegt – westlich geprägt und einen großen wissenschaftlichen und kulturellen beitrag für die freie welt leistend.
    dieses land ist umgeben von feindlich gesinnten ländern bzw. völkern, deren ziel die vernichtung dieses landes ist.
    das ist die gegenwart und das ist der grund warum wir tel aviv bzw. israel beistehen sollten – nix anderes

    • Karl Eduard schreibt:

      Das ist, objektiv gesehen, aber kein Grund. Viele Länder waren in ihrer Geschichte von feindlichen Völkern umgeben, zum Beispiel Deutschland. Der große wissenschaftliche und kulturelle Beitrag des wilhelminischen Deutschlands kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, dennoch mußte es beseitigt werden. Aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus, weil es Engelands Monopolstellung ankratzte. Heute wissen wir aber, daß Deutschland nur wegen seiner imperialistischen Bestrebungen fallen mußte. Wir dürfen gespannt sein, was die Lehrer einst über Israel schwadronieren werden. Die Geschichtsschreibung machen nämlich immer die Sieger.

      • Harris schreibt:

        Vorsicht, ganz dünnes Eis!

        „Die Geschichtsschreibung machen nämlich immer die Sieger.“
        Wenn ich jetzt also ein Geschichtsbuch schreibe bin ich Sieger? Sehr merkwürdige Ansicht, zumal Deutschland nie wirklich bluten musste fuer seine Geschichte: Ein paar Beispiele: Die Konferenzen für Reparationseinschränkungen bis Lausanne 1932, die Dawes- und Young-pläne, die Einstellung der Reparationszahlungen 1934, die Aufgabe der Entnazifizierung kurz nach dem 2. Weltkrieg und der Wiederaufbau Deutschlands im kalten Krieg (die (west)deutsche Wirtschaft florierte schon wieder, als die Menschen in London noch mit Rationsmärkchen rumlaufen mussten), NS-Studentenführer und SS-Mitglieder wie Hanns Martin Schleyer wurden Arbeitgeberpräsidenten und eine Re-education hat nie tiefgreifend stattgefunden.
        Ihre Aussage ist Ideologie, Ideologie der Geschichtsrevisionisten.

        Vom Allgemeinen (die Sieger) zum Speziellen:
        Zwei Punkte:
        – 1) „Viele Länder waren in ihrer Geschichte von feindlichen Völkern umgeben, zum Beispiel Deutschland. “
        Feindliche Völker? Ich sehe da vor allem eine tiefe Feindschaft der Deutschen gegenüber den Franzosen, über die Emser-Depesche müssen wir garnicht reden und auf den Vergleich mit Israel möchte ich nicht eingehen.

        – 2) “ Aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus, weil es Engelands Monopolstellung ankratzte. Heute wissen wir aber, daß Deutschland nur wegen seiner imperialistischen Bestrebungen fallen mußte. “
        Ich traue nicht recht meinen Augen! Englands Monopolstellung? Meines Wissens nach war England darum bemüht die balance-of-power politik durchzusetzen, ökonomisch profitierte England sogar vom starken Außenhandel mit den ebenfalls önonomisch aufteigenden Nationen Europas. Hauptfeind Deutschlands jedoch war weiterhin Frankreich und Wilhelm II hat England mit den Flottengesetzen massiv unter Druck gesetzt. England ist auch erst in den Krieg eingetreten, nachdem Deutschland durch das neutrale Belgien marschierte. Kulturell war die Wilhelminische Zeit extrem von Nationalismus und Hegemonialstreben geprägt. Und zur Wissenschaft: Die Nationalsozialisten haben Meilensteine in der Biologie gesetzt, sowie die besten Flugzeuge und Raketen gebaut! Beiträge, die nicht hoch genug eingeschätzt werden!

        Ihre Einflussnahme, auf Basis des Wahrheitsanspruchs ist sehr gefährlich, ich hoffe nur es gibt nicht so viele Menschen die sich von ihrem Geschichtsrevisionismus fangen lassen!

      • Karl Eduard schreibt:

        Natürlich schreibt der Sieger die Geschichte. Oder was meinst du, wer die Richtung in den Schulbüchern vorgibt, die Tendenz in den Fernsehspielen oder den Dokumentationen? Aber nicht nur die Geschichte, sondern auch die Wissenschaft, wenn Dir das ein wenig weiterhilft. Bis Angela Merkel war es Allgemeinwissen, daß es schon immer Klimaperoden auf dem Planeten gegeben hat, ja, sogar Klimazonen und daß es ganz und gar unmöglich ist, diese gezielt zu beeinflussen. Seit ca 10 Jahren wissen wir es aber besser. Der Mensch kann das Klima nicht nur lenken, wie ein Fahrrad, er ist überhaupt die Ursache für einen Klimawandel und Du willst mir im Ernst einreden, derselbe Humbug wäre nicht in Punkto Geschichtsschreibung möglich? Sondern da wäre alles objektiv? Geh zurück in Deinen Sandkasten.

      • Wolfgang Messerschmidt schreibt:

        Sie scheinen nicht nur zu den Geschichtsrevisionisten zu gehören, sondern auch noch – oder gerade deswegen – nicht die geringste Ahnung von Geschichte zu haben. „Die Geschichtsschreibung machen nämlich immer die Sieger“. Ganz spontan fallen mir drei Gegenbeispiele ein, die dieses vermeintliche „Gesetz“ widerlegen:
        1. Die deutoromistische Geschichtsschreibung des Alten Testamentes.
        2. Die babylonischen Chroniken.
        3. Thukydides von Athen, dem maßgeblichen Historiker des Peloponnesischen Krieges (432-404 v. Chr.), den Athen verlor. Von einem Historiker des Siegers Sparta wissen wir nichts.
        Ich bin mir sicher, wenn ich nachforsche, findet sich noch viel mehr.

      • Karl Eduard schreibt:

        Ja. Revisionismus. Gaaaanz übel. Kommt kurz nach Kriegsverbrecher oder KZ – Aufseher. Oder noch schlimmerem.

  10. Manfred Westphal schreibt:

    Ein sehr schöner Artikel, dem ich 100 % zustimme.

  11. annigoesisrael schreibt:

    In meiner Zeit in Israel (1 Jahr Volontariat in Jerusalem) habe ich zum ersten Mal Holocaust-Jokes gehört. Die waren wirklich böse. Von Juden erzählt. Die überhaupt nicht verstehen konnten, warum wir erst einige Bier gebraucht haben, bis wir uns erlauben konnten, zu lachen.
    Ein Typ aus Tel Aviv, bei dem wir Couchsurfing gemacht haben, hat uns folgende Anekdote erzählt:
    Auf einer Klassenfahrt mit seiner Klasse irgendwo in einer Jugendherberge im Norden Israels waren jeden Morgen andere Schüler an der Reihe, den Rest zu wecken. Der Couchsurfer-Mensch und sein Freund weckten die Mitschüler mit lautem Geklopfe und mit deutschem Gebrüll: „Raus Juden, raus!!“

    –> Vielleicht sollten wir uns mal überlegen, dass, solange Auschwitz und der Holocaust mit dieser erzwungenen Betroffenheit betrachtet werden müssen, überhaupt nichts verarbeitet wird. Solange wir (die Deutschen, in dem Fall.) das Thema so groß machen, uns einreden, auch in der 3.Generation noch Schuldgefühle haben zu müssen und Israel nur mit Samthandschuhen anfassen dürfen, um nicht als Antisemit dargestellt zu werden, wird eine offene, ehrliche Kritik (positiv, wie negativ) an Israel nicht möglich sein.

    Israel ist AUCH Auschwitz, auch der Holocaust, ist auch der Konflikt mit den Palästinensern und ebenso die Siedlungspolitik (eine Katastrophe!!) gehört dazu. Aber was Israel außerdem ist, ist ein wundervolles, faszinierendes Land mit einer einzigartigen Atmosphäre, supernetten Menschen, einem Strand nur für Schwule und den unmöglichsten Busfahrern.

    Betroffenheit und Respekt, für das was WAR. Respekt, aber auch Kritik für das und an dem, was heute IST. Und für die Zukunft der ausdrückliche Wunsch, dass die Vergangenheit nicht mehr wiederholt wird. Dafür aber verarbeitet.

    Eine Empfehlung für alle: Geht mal nach Israel, sprecht mit jungen wie alten, jüdischen Israelis, arabischen Israelis und Palästinensern. Und dann, dann stellt ihr fest, dass man ein Land lieben (lernen) kann, dass diese Liebe aber keinesfalls bedeutet, dass man blind für die Fehler und Missstände ist. Und Israel, das ganze Thema, wird euch nicht mehr loslassen – das kann ich euch versprechen.

    In diesem Sinne …

    lechaim!

  12. Karl K. schreibt:

    Lasst Auschwitz stehen!

    Was machen Antifaschisten, die ihren Kampfesmut aus Auschwitz beziehen, was der Zentralrat, der nicht mehr mahnend seinen Finger hebt, was machen Kommunisten mit ihren mulmigen Gefühlen, denen Stalin oder Pol Pot über den Weg der Geschichte gelaufen ist, was machen all die Psychologen, Historiker … die die Schuldabwehr der Deutschen – des Tätervolkes – untersuchen und bekämpfen wollen, was macht die Holocaustindustrie, was machen die Judäophilen mit ihren erhebenden Gefühlen für Juden oder was machen die Jugendlichen, die die bösen Taten ihrer Ururgroßeltern sühnen wollen, was machen all die, die vor den Folgen von Fremdenfeindlichkeit warnen und rasch bei Auschwitz sind, wenn man den Halal-Haram-Glauben einer Religionsgemeinschaft belächelt und und und.

    Das wären nur einige innenpolitischen Fragen die nach der Bombardierung von Auschwitz zu klären wären – die Frage nach dem „raison d’etre“ ist auch noch zu stellen. Auf welchem Fundament sollte nach der Bombardierung von Auschwitz Deutschland und Europa stehen? Wie lässt sich gar Deutschland denken – ohne Auschwitz? Die weiteren Folgen will ich gar nicht aufzählen.

    Würde Hitler damit seine Stellung als Inbegriff des Bösen, sozusagen als Teufel der unchristlich gewordenen Deutschen verlieren (Moslems haben ja zum Glück noch einen anderen kleinen und großen Satan) – und wer oder was träte als neuer Orientierungspunkt an seine Stelle? Was machen wir mit einer erweiterten Meinungsfreiheit, die aus „guten Gründen“ in Deutschland in besonderer Weise eingeschränkt ist und durch den §130 für die breite Masse behütet wird; den § wollte Broder auch schon abschaffen.

    Und wie wäre es für all die wie Nathan Sharansky, die Angst haben, dass das jüdische Volk eines Tages verschwindet – nicht durch Vernichtung, dass hätte auch Hitler nicht geschafft, wenn er den Krieg gewonnen hätte – sondern durch etwas viel Heimtückischeres – durch Assimilation.

    Aus all den Gründen und ihren unabsehbaren Folgen für das Gefüge sage ich „rettet Auschwitz, erhaltet den §130! Deutschland hat einmal sein Oberhaupt eingebüßt und ist in den Wirren von Demokratie und Freiheit umgekommen. Das Volk braucht Aufsicht! Denn auch schon Altkanzler Schmidt meinte, er „habe ein dumpfes Gefühl im Bauch, dass es irgendwelche Gene gibt, die dabei eine Rolle spielen.“

    Welcher Jubel träte von Teheran bis Kalifornien bei den Holocaustleugnern ein, nun doch Recht zu haben, denn die Bombardierung wäre DAS Eingeständnis, dass der Holocaust gar nicht stattgefunden hat.

    Werter Herr F, sie übersehen in ihrem jugendlichen Leichtsinn die vielen Existenzgründungen und -berechtigungen, Identitäten, Kämpfe und Krämpfe, die sich auf Auschwitz berufen und beziehen. Ich vermute, es wird noch viel Wasser den Rhein und den Jordan hinunterfließen, bis aus Deutschen und Juden zwei ganz normale Menschen werden, so wie zwischen Deutschen und Franzosen. Und es ist noch ein ganz weiter Weg, bis Immanuel Kant und Moses Mendelssohn wieder ein wenig Gehör finden. Ich denke, die meisten jungen Deutschen haben gelernt mit Auschwitz umzugehen und sich in ihre Unfreiheit geschickt zu haben, zumal eine solche gar nicht empfunden wird. Wo Täter da auch Opfer – und so bleibt das Gefüge im Sinne Martin Bubers „Vom Ich und vom Du“ in tragischer Weise erhalten.

    Ich will aber zum Schluss doch deutlich machen, dass mich das Schicksal, das Juden im Dritten Reich erleben mussten ebenso berührt wie alle mitfühlenden Menschen hierzulande. Es ist das aufdringliche Geklapper und die Vermarktung, die den Toten auch noch ihre letzte Würde raubt, nicht nur denen von Auschwitz.

  13. sandmantalking schreibt:

    Dank an Filipp und all die anderen Kommentatoren, auf deren Meinungen ich nicht eingehen möchten. Ich bin vor allem überrascht endlich mal ein Forum zu finden, indem offen über all diese Themen diskutiert wird. Ich hoffe auf mehr und beginne mit der Einarbeitung. Vieles hat mich schon immer gestört, aber kanalisieren konnte ich es bislang nicht. Vielleicht wegen der großen Hypotheken. Ich hoffe, es geht hier weiter …

  14. Anton schreibt:

    Ich bin auf einer Klassenfahrt Richtung Neuengamme von zwei türkischen Gangmitgliedern zusammengeschlagen worden. Darauf durfte ich einige Stunden bei der Kriminalpolizei verbringen, um meine Peiniger zu ermitteln. Kein Mitschüler konnte mich begleiteten und so haben diese Bußwallfahrten bis heute für mich Ihren ganz eigenen Charme.

  15. Pingback: Die Zukunft von Auschwitz | Liberales aus Politik, Gesellschaft und Kultur

Hinterlasse eine Antwort zu De Es Antwort abbrechen